
Herlinde Koelbl bei der Eröffnung ihrer Ausstellung im Tübinger Stadtmuseum
Herlinde Koelbls Werk im Tübinger Stadtmuseum! Das ist etwas Besonderes. Wiebke Ratzeburg, die Leiterin des Stadtmuseums hat es möglich gemacht. Die Fotografie-Spezialistin hatte sich schon seit ihrer Zeit als Leiterin des Fotografie-Museums in Braunschweig gewünscht Koelbls Bilder auszustellen. Den Wunsch hat sie sich nun in Tübingen an gleich drei Standorten erfüllt. „Wir sind sehr stolz, dass wir so eine umfassende Ausstellung dieser wichtigen deutschen Fotografin nach Tübingen holen konnten. Dafür haben wir Orte ausgewählt, die spannende Begegnungen zwischen den Besuchern und den Werken ermöglichen“, sagt Wiebke Ratzeburg.
Im Stadtmuseum hängen unter anderem Bilder aus der Serie „Spuren der Macht“, einem Langzeitprojekt, während dem Koelbl bei 15 Politikern und Unternehmensleitern fotografisch auslotete, welche Spuren die Ausübung von Macht bei den Personen hinterlässt. Dafür hat sie in den Jahren zwischen 1991 und 1999 jedes Jahr ein Portrait und ein Interview gemacht. Die Serie mit Bildern von Angela Merkel wurde diese Woche im Londoner Guardian mit einem langen Artikel gewürdigt. Ein Link verweist auf die Ausstellung in Tübingen.
In Tübingen zeigte sich OB Palmer besonders beeindruckt von der Serie mit Bildern von Joschka Fischer. Er zog in seiner Eröffnungsrede zur Ausstellung ausführliche Parallelen zu eigenem Erleben der Bürde von Macht.

Herlinde Koelbl mit OB Boris Palmer vor den Portraits von Joschka Fischer aus der Serie „Spuren der Macht“.
Den knappen Platz im Stadtmuseum haben die Ausstellungsmacherinnen geschickt genutzt und einige der Fotografien in der historische Dauerausstellung platziert. Sehr gelungen!

Portrait von Batnesan Bal, Offizierin einer mongolischen Antiterroreinheit mit historischen Kollegen in der Dauerausstellung des Stadtmuseums.
Herlinde Koelbl ist eine der wichtigsten Fotografinnen hierzulande. Sie hat spät – mit 37 Jahren – zu fotografieren begonnen. Portraits stehen im Mittelpunkt ihres thematisch vielfältigen Schaffens. Sie arbeitet konzeptionell, meist in Serien. Ihre erste Serie (1980) hatte „Deutsche Wohnzimmer“ zum Thema. Einige der heute fast schon historisch wirkenden Aufnahmen sind im Stadtmuseum zu sehen. Bekannt wurde sie mit ihrem Buch „Jüdische Portraits“ von 1989. Sie hatte Überlebende der Shoah in der ganzen Welt aufgesucht, um sie zu potraitieren und zu interviewen.
Viel diskutiert war ihre Serie von Männerakten (Männer, 1995), der ein Jahr später die Serie „Starke Frauen“ folgte. Ihre aktuelle Arbeit „Flüchtlinge – Eine Herausforderung für Europa“ ist derzeit im Literaturhaus München zusehen. Einige Fotos dieser Serie kann man sich in der Kulturhalle anschauen.

Autogramm für zwei kleine große Fans
Mit einer Woche Verzögerung wurde am Donnerstagabend der dritte Teil der Koelbl-Ausstellung in der Kulturhalle eröffnet mit den Dokumentarfilm „Spuren der Macht“. Zu sehen sind an diesem Ort großformatige Fotografien, ein Teil der Serie „Schlafzimmer“ und besonders beeindruckende Bilder der Serie „Kleider machen Leute“.
Im Hessekabinett, dem dritten Ausstellungsort, sind Bilder der Serie „Im Schreiben zu Hause“ zu sehen. Fotografien der Arbeitsplätze von Schriftstellern.

Spuren der Macht. Doku zur Eröffnung der Ausstellung in der Kulturhalle.
Ausstellungsinfo:
Sonderausstellung
Herlinde Koelbl: Fotografien 1980-2016
1. April bis 18. Juni 2017
Stadtmuseum, Erdgeschoss
Weitere Ausstellungsorte
Hesse-Kabinett, Holzmarkt 5
1. April bis 18. Juni 2017
Arbeiten aus der Serie „Im Schreiben zu Haus“
Freitag 12 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr
Eintritt frei
Kulturhalle, Nonnengasse 19
7. April bis 13. Mai 2017
Arbeiten aus den Serien „Beziehungen“, „Schlafzimmer“, „Kleider machen Leute“ und „Flüchtlinge“
Dienstag bis Freitag 14 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 15 Uhr
Eintritt frei
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